Oswald Enterlein, Entwurf für ein Kulturhaus am Altmarkt, 1954, Stadtmuseum Dresden

Aus Unzufriedenheit über die sich seit Jahren hinschleppenden Neubauplanungen für das zerstörte Stadtzentrum und “als fanatischer Dresdner” fertigte der Grafiker und Maler Oswald Enterlein (1884-1963) um 1954 eigene Entwürfe für die Innenstadt an, insbesondere für den Altmarkt.


Durch intensive Zeitungslektüre kannte Enterlein die Entwürfe des Chefarchitekten der Stadt, Herbert Schneider, die ganz im Sinne der von der Sowjetunion übernommenen “16 Grundsätze für den Städtebau” für das Stadtzentrum ein monumentales Gebäude, nämlich ein Hochhaus im sozialistischen Klassizismus, vorsahen.

Enterlein entwarf für die Südseite des Platzes ein diesen Richtlinien folgendes repräsentatives Hochhaus. Das reich verzierte, fünfstufige Turmhaus mit einer stattlichen Höhe von 135 Metern sollte über eine breit ausladende Treppenanlage betreten werden. Den Sockel für den Hauptbaukörper bildete eine Art vergrößerter Nachbau des Dresdner Zwingers. Nach mehreren Baurücksprüngen mit skulpturengeschmückten Dachterrassen erhielt das Hochhaus seinen krönenden Abschluss spektakulär in Form einer Wendeltreppe mit mächtigem Globus aus Opalglas und Laterne. Der Bau sollte Wohnungen, ein Café und Restaurant sowie ein Hotel enthalten, wobei die Ausführung in rotem Meißner Granit sowie Elbsandstein für die Gliederungselemente erfolgte. Ergänzt werden sollte der Bau durch weitere reich ausgestattete Bauten, unter anderem “Beamtentürme” auf der Nordseite des Platzes.


Enterlein legte seine Pläne dem Rat der Stadt Dresden vor und sandte sie 1958 auch an Hermann Henselmann, den damaligen Chefarchitekten beim Magistrat von Groß-Berlin. Doch all seine Bemühungen blieben erfolglos.

Claudia Quiring