Der Workshop für Studierende der Fachrichtungen Architektur, Stadtplanung und Stadtdesign fand im November 2022 statt. Organisiert von der VUT, UBO und TUD, befasste sich der Workshop mit der Erhaltung und neuen funktionalen Nutzung des industriellen Erbes von Brünn.
Brünn erlebte während seiner Industrialisierung im 19. Jahrhundert eine schnelle wirtschaftliche und städtische Entwicklung. Die zahlreichen Textilfabriken, die in das Stadtgefüge der Stadt eingebettet waren und die Gründung und Entwicklung der Maschinenindustrie erforderten, brachten Brünn die Bezeichnung „Mährisches Manchester“ ein. Um die industrielle Produktion zu kontrollieren, ließen die Gründer der Fabriken am Rande der industriellen Produktionsstätten bedeutende moderne Villen errichten, wie die Villa Löw Beer (Arch. Alexander Neumann, 1903-1904), die Villa Stiassni (Arch. Ernst Wiesner, 1927-1930) oder die berühmte Villa Tugendhat (Arch. Ludwig Mies van der Rohe, 1928-1930). Während des Zweiten Weltkriegs wurden sie von ihren Besitzern verlassen, die entweder aus dem Land flohen oder in Konzentrationslager deportiert wurden. Anschließend wurden sie geplündert und beschädigt oder sogar teilweise zerstört. Heute werden diese Stätten durch Schutzmaßnahmen bis hin zur Aufnahme in die Liste des UNESCO- Weltkulturerbes der Menschheit geschützt. Die Fabriken blieben unter dem sozialistischen Regime lange Zeit in Betrieb. Die Wirtschaftskrise Mitte der 1990er Jahre führte zu umfangreichen Umstrukturierungen in der Industrie und zu deren Schließung. Dieser Prozess des Niedergangs führte zu zahlreichen Debatten über ihre Wiederverwendung. Seit den Projekten zur Umnutzung von Fabriken wie dem Industriepark Dolni Vitkovice in Ostrava, der 2005 mit dem ersten Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet wurde, gibt es immer mehr Beispiele. Sie haben nicht nur die Anerkennung dieser Typologie als Kulturerbe und als Forschungsobjekt geweckt, sondern auch einen Ansatz bekräftigt, der in einer nachhaltigen Logik der Städte verankert ist.
Die Studenten befassten sich im Rahmen des Workshops mit der Textilfabrik Mosilana, die im Herzen der Stadt Brünn liegt und seit etwa 20 Jahren nicht mehr produziert. Die Aufgabe bestand darin, ein Revitalisierungsprojekt für diese Gebäude zu entwerfen.
Um die Arbeit zu beginnen, besichtigten die Studenten die Stadt und das Fabrikgelände, um den städtischen Kontext sowie das Potenzial der Fabrik und ihrer Gebäude zu entdecken.
Um einen kulturellen Hintergrund zu schaffen und die lange industrielle Tradition der Stadt Brünn und die Wertschätzung ihres Erbes zu verstehen, wurden mehrere Aktionen organisiert, bei denen die Studenten die Môglichkeit zum Austausch hatten:
- Besuche des Technischen Museums und des Stadtmuseums in Brünn, des Schlosses Špilberk und einer der oben erwähnten Villen.
- Eine Exkursion in die „Modell-Industriestadt Zlín“, die von dem bedeutenden Unternehmer Tomáš Baťa gegründet wurde, wo mehrere Beispiele für die Umgestaltung alter Gebäude der ursprünglichen Fabrikstadt beobachtet werden sollen.
- Ein Vortrag von Michaela Ryšková vom Methodologischen Zentrum für Industriekultur des Nationalen Instituts für Kulturerbe.
Die von den Studierenden erarbeiteten Projekte waren Gegenstand einer Ausstellung, die im Januar 2023 anlässlich des internationalen Kolloquiums in Brest präsentiert wurde.