Mnemosyne, Wasserkunstwerk der Dresdner Sezession 89 e.V., Dresden, 1993-2000

Der WasserKunstWeg Mnemosyne verdankt sich einer Künstlerinnen-Initiative, die aus der “Dresdner Sezession ʾ89” hervorging und Anfang der 1990er-Jahre die Idee entwickelte, die zahlreichen, durch stadtplanerische Überformungen größtenteils verdeckten oder verschwundenen kleinen Stadtgewässer Dresdens durch künstlerische Kommentare wieder in Erinnerung zu rufen. Wichtigster Schauplatz wurde ab dem Jahr 2000 der Kaitzbach, ein knapp zwölf Kilometer langer Wasserlauf, der links der Elbe das südliche Stadtgebiet Dresdens durchzieht. Er entspringt in einem zur Stadt hin durch eine Hügelkette abgeschirmten Tal, erreicht beim Großen Garten das Gebiet der Dresdner Innenstadt, kreuzt das ehemalige Festungsglacis und mündet schließlich unmittelbar östlich der Brühlschen Terrasse in die Elbe. Etwa die Hälfte des Bachlaufs liegt heute unterirdisch und ist im Stadtbild nicht mehr sichtbar; auch die großen vorstädtischen Teiche, die der Kaitzbach früher einmal speiste, sind verschwunden.

Dieser Umstand nahm die Künstlerinnen zum Ausgangspunkt für ihre Arbeit. Als Namensgeberin wählten sie eine Figur aus der antiken griechischen Mythologie: Die Titanin Mnemosyne, Tochter des Uranos und der Gaia (also des Himmels und der Erde), Geliebte des Zeus und Mutter der neun Musen. Im griechischen Pantheon ist Mnemosyne die Gottheit des Gedächtnisses und der Erinnerung, sie steht aber auch für Wasser, Weiblichkeit und Kunst.

Die Künstler akzentuierten den Lauf des Kaitzbachs von der Quelle bis zur Mündung durch unterschiedliche künstlerische Hinzufügungen, die gemeinsam eine Erzählung formulierten. Das geschah auch dort, wo der Bach unterirdisch verläuft, so dass er indirekt wieder im Stadtraum sichtbar und in Erinnerung gerufen werden konnte. Einige der künstlerischen Kommentare sind sehr unscheinbar und für Ortsunkundige kaum zu finden, etwa die von BKH Gutmann geschaffene Installation Haltepunkte auf dem Georgsplatz vor dem Dresdner Rathaus. Im Stadtbild sehr präsent ist die Installation Aqualux von Kirsten Kaiser, die den Mündungsbereich des Kaitzbachs in dem zum Park umgestalteten ehemaligen kurfürstlichen Gondelhafen an der Elbe markiert. Sie besteht aus einer langen Reihe gebogener Acrylglasscheiben, die einen virtuellen Bachlauf darstellen und bei Dunkelheit von innen heraus blau leuchten, was eine sehr poetische Wirkung erzeugt.

Hans-Georg Lippert