Birgit Schuh, Schokofluss, Dresden, 2011 

“Schokofluss” (Fluss aus Schokolade) entstand im Kontext eines Kreativnetzwerks, das 2010 von den Künstlerinnen Anke Binnewerg und Birgit Schuh ins Leben gerufen wurde. Schauplatz war der Plauenschen Grund, das von Felswänden gesäumte Tal des Flusses Weißeritz, das bei dem ehemaligen Flößer- und Mühlendorf Plauen im Südwesten des Dresdner Stadtgebiets ins Elbtalbecken einmündet. Im 18. Jahrhundert war dieses Tal Schauplatz prachtvoller höfischer Feste und später inspirierte es die Maler der Romantik. Mit dem Bau der 1869 fertiggestellten Eisenbahnlinie Dresden-Chemnitz mutierte der Talgrund dann zu einem Industrie- und Verkehrsraum, dessen kunst- und sozialhistorisch interessante Vergangenheit zuletzt nur Wenigen bekannt war. Seit 2008 machen Künstler aber wieder symbolisch auf diese Vergangenheit aufmerksam, erzählen von ihr und stiften auf diese Weise eine neue kollektive Erinnerung. “Schokofluss” bestand aus quadratischen, glänzend braun lackierten Betonsteinen in einer Entwässerungsrinne, die den Fußweg in das Tal diagonal querte. Die Installation erinnerte auf poetische Weise an die in Dresden-Plauen im 19. Jahrhundert blühende Schokoladenindustrie und verlieh dem Ort eine überraschende Aura, aber als Teil eines vielbenutzten Fuß- und Radwegs konnte und sollte diese Wirkung nicht lange anhalten. Der Lack auf den Steinen nutzte sich ab, und 2016 wurde die Installation im Zuge von Bauarbeiten komplett beseitigt, was die Künstlerin auf einer noch am Ort vorhandenen Informationsstele selbstironisch so kommentiert: “Der Schokofluss von Birgit Schuh floss seit 2011 durch die Gosse bei der Hofmühle und verlor die Fassung. 2016 versiegte er gänzlich”.

Hans-Georg Lippert