Thomas Will, Dresden, Rekonstruktion des Neumarktes, Mai 2008

Bereits in den 1980er Jahren wurde die Frage gestellt, ob man den Neumarkt “in seinen ursprünglichen Zustand” zurückversetzen könne, aber erst nach dem erstaunlichen Wiederaufbau der Frauenkirche schien dieser Traum möglich.

Um dieses sehr ehrgeizige Projekt zu verwirklichen, wurde eine Liste historischer Gebäude erstellt: bemerkenswerte Gebäude, die in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden sollten. Zunächst war die Liste auf 19 Gebäude beschränkt, aber sie wuchs schließlich auf 62 an.

Der Neumarkt und die umliegenden Straßen wurden nach den Plänen der Stadt umgestaltet, und die so entstandenen Grundstücke wurden an verschiedene Bauträger vergeben. Die Bauträger mussten sich an den Generalplan halten, um die Homogenität der neuen städtebaulichen Komposition zu gewährleisten, in der diese Gebäude aus der Asche des zerbombten Dresden auferstanden. In den Lücken zwischen den denkmalgeschützten Gebäuden wurden Neubauten errichtet, deren Gestaltung jede protzige Modernität vermied.

Der neue Neumarkt ist eine Stadt, die nur das äußere Erscheinungsbild der alten Dresdner Gebäude beibehalten hat: Hinter den barocken und eklektizistischen Fassaden verbergen sich überdachte Innenhöfe und Innenräume, die dem heutigen Wohnstandard entsprechen (Aufzüge und andere moderne Annehmlichkeiten). Dieser “identische” Wiederaufbau, der fast abgeschlossen ist, betrifft nur das Erscheinungsbild der Gebäude, da aus Gründen der Schnelligkeit und Wirtschaftlichkeit nicht versucht wurde, die Bautechniken der Vergangenheit wieder zu verwenden. Es handelt sich um einen wirkungsvollen Rahmen, der in Harmonie mit der Frauenkirche steht und den Blick der Besucher erfreut.