Klaus Willem Sitzmann, Neumarkt Dresden, nach 2005
Bereits in den 1980er Jahren wurden Fragen nach einem möglichen “originalgetreuen” Wiederaufbau des Neumarkts gestellt, doch erst nach dem beeindruckenden Wiederaufbau der Frauenkirche schien dieser Traum in greifbare Nähe gerückt zu sein.
Um dieses sehr ehrgeizige Projekt zu verwirklichen, wurde eine Liste historischer Gebäude erstellt: Es handelte sich dabei um bemerkenswerte Gebäude (Leitbauten), die so wiederhergestellt werden sollten, wie sie vor den Bombenangriffen auf Dresden gewesen waren. Die Liste war anfangs auf 19 Gebäude beschränkt, wurde dann aber auf 62 Gebäude erweitert.
Der Neumarkt und die umliegenden Straßen wurden nach dem historischen Stadtplan neu geordnet und die so entstandenen Parzellen an verschiedene Bauträger vergeben. Diese mussten sich an den allgemeinen Masterplan halten, der die Homogenität dieser neuen städtischen Komposition garantierte, die Dresden aus der Asche auferstehen ließ. In die Lücken zwischen den Leitbauten schoben sich neue Gebäude, deren Modernität jegliche Aggressivität vermeidet.
Der neue Neumarkt ist ein Stadtbereich, der mit dem alten Dresden nur noch das äußere Erscheinungsbild gemeinsam hat: Hinter den barocken und eklektischen Fassaden verbergen sich überdachte Höfe und Innenräume, die den heutigen Standards entsprechen (Aufzüge und andere moderne Annehmlichkeiten). Dieser “identische” Wiederaufbau, der heute kurz vor dem Abschluss steht, betrifft nur das Aussehen der Gebäude, da man aus Gründen der Schnelligkeit und Wirtschaftlichkeit nicht versucht hat, die Bautechniken der Vergangenheit zu wiederholen. Es ist eine wirkungsvolle Kulisse, die mit der Frauenkirche harmoniert und den zahlreichen Touristen gefällt, die Dresden so wiederentdecken, wie es immer erträumt wurde: Elbflorenz.
Sonia de Puineuf