Dieter Bankert, Wettbewerbsentwurf für die Prager Straße in Dresden, 1962, in Deutsche Architektur, 3-1963

1962 wurde in Dresden ein Wettbewerb für die Gestaltung der Prager Straße ausgeschrieben: Er markierte eine modernistische Wende in der Architektur und Stadtplanung der Stadt. Der Wiederaufbau sollte unter neuen Vorzeichen fortgesetzt werden. Man wandte sich vom pompösen sozialistischen Realismus und den „nationalen Traditionen“ des Altmarkts ab und machte die Prager Straße zu einem beispielhaften Baustein der modernen sozialistischen Stadt.

Die Prager Straße, die bei den Bombenangriffen in Schutt und Asche gelegt wurde, war einst eine wichtige belebte Straße in Dresden mit Geschäften und bürgerlichen Wohnhäusern. Sie verband das historische Zentrum mit dem Hauptbahnhof, über den auch in den 1960er Jahren immer noch viele Besucher in Dresden ankamen. Die Idee war also, sie bei ihrer Ankunft in einer neuen Atmosphäre zu empfangen: in der Atmosphäre einer glücklichen, geräumigen und hellen Stadt, wie dieses für den Geist des Wettbewerbs typische Bild zeigt.

Im Rahmen des Wettbewerbs wurden die Umrisse eines Wiederaufbaus (oder eher einer Neugestaltung, da sie auf einem leeren Grundstück entstand) festgelegt, der seine Inspiration aus der modernen Bewegung der Zwischenkriegszeit bezog. Hier sieht man die schlichten Volumen der Gebäude, die auf atypische Weise angeordnet sind, so dass eher ein Platz als eine Straße entsteht.

Dieter Bankert zählte zu jenen DDR-Architekten, die neuen Entwicklungen gegenüber besonders aufgeschlossen waren und sich nicht um offizielle Richtlinien scherten, was seiner Karriere nicht gerade förderlich war.

Sonia de Puineuf