Thomas Will, Wiederaufbau der Frauenkirche, zwischen 1996-2005

Nach dem Fall der Berliner Mauer wurde der konstruktive (oder rekonstruktive) Elan Dresdens durch einen lange Zeitheimlich gehegten Traum beflügelt: die Frauenkirche, Europas schönste protestantische Kirche, die Dresdens historischen Stolz darstellte, aus der Asche auferstehen zu lassen.

Der Wiederaufbau dieses Gebäudes war in der DDR, die eine städtische Präsenz des Religiösen ablehnte, nicht vorgesehen. Dies änderte sich 1989, als sich eine Bürgerinitiative gründete, die sich für das Projekt einsetzen wollte, das unter dem Namen “Dresdner Appell” bekannt wurde. Die Bevölkerung unterstützte das Vorhaben mit überwältigender Mehrheit, was durch ein lokales Referendum bestätigt wurde. Das Gelände wurde geräumt, unter anderem indem der wuchtige Anbau des Polizeipräsidiums, der in der Nähe der Kirchenruine errichtet worden war, abgerissen wurde.

Am 27. Mai 1994 wurde der Grundstein für die Frauenkirche gelegt. Die Bauarbeiten dauerten sieben Jahre, in denen der Architekt Thomas Will, Professor für Denkmalpflege und Entwerfen an der TU Dresden, regelmäßig vor Ort war, um den Fortschritt der Arbeiten zu dokumentieren.

Der Wiederaufbau konnte sich auf zahlreiche Archivdokumente, universitäre Forschung und Untersuchungen der an Ort und Stelle verbliebenen Ruinen stützen. Die vom Feuer geschwärzten Steine der alten Kirche wurden auf dem Neumarkt aufgestellt, nummeriert und in das neue Gebäude integriert. Die neue Frauenkirche hat auf diese Weise heute ein zweifarbiges Aussehen, das von ihrer bewegten Geschichte zeugt.

Sonia de Puineuf, Hans-Georg Lippert