Frontispiz des Buches Brest von Pierre Mac Orlan, 1926, Paris, éd. Emile-Paul frères, Privatsammlung

Pierre Mac Orlan (1882-1970), ein Schriftsteller, der in der Pariser Bohème verkehrte, widmete der Stadt Brest eine Erzählung, die in Paris in der Sammlung “Portrait de la France” veröffentlicht wurde.

Der Dichter, der für den malerischen Charme der Arbeiterviertel und Häfen empfänglich war, hielt sich mehrmals in der Bretagne auf. In seinem Buch erzählt er von seinen Streifzügen und Begegnungen in der Stadt Brest, zu der er eine zwiespältige Beziehung hat. Mal behauptet er, sie aufgrund der dort geschlossenen Freundschaften “mehr als jede andere Stadt in Frankreich” zu lieben, mal urteilt er eher streng über ihre Architektur und Stadtplanung, die keine nennenswerten Qualitäten aufweist.

Es ist Mitte der 1920er Jahre, und Brest schwankt zwischen einer fortbestehenden Vergangenheit und der Moderne, die sich ihren Weg bahnt. Das Geräusch von Holzschuhen auf dem Kopfsteinpflaster der Rue de Siam vermischt sich mit Jazzmusik. Für Mac Orlan ist der Fortschritt unausweichlich, auch wenn “Brest eine Stadt ist, die der Vergangenheit angehört und die diese Vergangenheit jeden Tag zurückgewinnt”. Er prophezeit, dass man eines Tages “alle Sprachen in einem Hafen aus Kristall, Stahl und Messing mit Seide ummantelt sprechen wird”. In der Zwischenzeit scheint ihm die Stadt, “deren Gestalt der Fantasie so viele wirtschaftliche und literarische Hypothesen erlaubt”, “in einem vorläufigen Schlaf zu schlummern” …

Sonia de Puineuf