François de Cuvilliés d. Ä.: Projekt zur Entfestigung von Dresden, 1761, SLUB Dresden Deutsche Fotothek
Die Bombardierung Dresdens im Siebenjährigen Krieg durch König Friedrich II. von Preußen war die schwerste Zerstörung der Stadt vor 1945. Nachdem bereits die Vorstädte im November 1758 und August 1759 vernichtet worden waren, war vom 19. bis 22. Juli 1760 erstmals auch die Festungsstadt selbst angegriffen worden. Vor allem ihre südöstlichen Teile – ungefähr ein Drittel der Bebauung – waren dadurch vollständig zerstört worden.
Um weitere Schäden zu verhindern, war durch König August III. gegen den Widerstand der Militärs die schnellstmögliche Demolierung der Festung – die Abtragung der Wälle und die Zuschüttung des Grabens – befohlen worden. Bereits die ersten Planungen durch Oberlandbaumeister Julius Heinrich Schwarze (1706-1775) waren aber auf eigentumsrechtliche Schwierigkeiten gestoßen, da die zahlreichen auf der Contrescarpe (Außenseite der Festung) gelegenen Privatgrundstücke keine Anlage einer repräsentativen Promenade mit Platzanlagen und Straßendurchbrüchen ermöglichten.
Es war wohl das von Januar 1760 bis Januar 1762 nach München geflohene Kurprinzenpaar Friedrich Christian (1720-1763) und Maria Antonia (1724-1780), das den Kontakt zum bayerischen Hofbaumeister François de Cuvilliés (1695-1768) herstellte. Dieser schuf mit dem vorliegenden Projekt eine der großartigen städtebaulichen Planungen Dresdens im 18. Jahrhundert. Diese ist vor allem von der Anlage einer 45 m breiten Allee an der Außenseite des Festungsgrabens, die von kreisförmigen und quadratischen Platzanlagen unterbrochen wird, die die Eingänge in die Festungsstadt markieren sollten. Als weiteres wichtiges Element sah die Planung aber den Neubau eines monumentalen Residenzschlosses auf dem nordwestlichen Festungsgelände des Zwingers vor. Mit seinem langgestreckten Vorhof und einer großartigen Gartenanlage in Richtung Ostragehege wäre eine weiträumige Anlage entstanden, zu der im Verhältnis die historische Stadt fast nur noch wie ein altertümliches Anhängsel erschienen wäre.
Am Ende wurde die Planung Cuvilliés dann aber sehr rasch verworfen. Bei der schließlich im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts vorgenommenen Entfestigung Dresdens griff man auf kleinteiligere Pläne Schwarzes zurück, die sehr viel mehr auf die realen Besitzverhältnisse eingingen.
Stefan Hertzig