Frédéric Le Mouillour, Brest. Stadtteil Kérigonan, 2013

Diese Luftaufnahme zeigt das Brester Viertel Kérigonan mit seinen kleinen Häusern mit bunten Fassaden. 

In diesem Viertel, das in der Zwischenkriegszeit entstand, wurden unter anderem die ersten preisgünstigen Wohnungen gebaut, um der damaligen Wohnungsnot entgegenzuwirken. Der Bebauungsplan präsentiert sich als eine sternförmige städtische Komposition: Die Straßen sind um einen zentralen, kreisförmigen Platz herum angeordnet. 

Die Häuser auf dem Foto sind kleine Familienwohnungen mit Gärten. Sie waren nicht immer so farbenfroh wie heute. Es heißt, dass ein Kindermädchen aus der Nachbarschaft eines Tages beschloss, sein Haus in bunten Farben zu streichen, und dass die Nachbarn ihr folgten. Wie dem auch sei, diese spontane Färbung des Viertels, die heute etwa 20 Jahre alt ist, bricht mit der Vorstellung einer grauen Stadt, die sich in den 1980er Jahren in Brest verbreitet hatte. Es handelt sich um eine Geste, die einen vorhandenen Zustand in Frage stellt und gleichzeitig eine verführerische Alternative anbietet. 

Der Wert dieser Bürgerinitiative wurde von der Stadtverwaltung anerkannt, die daraufhin Überlegungen zur Fassadenfärbung in Brest anstellte. Ein halbes Jahrhundert nach dem Wiederaufbau, als der Gebäudebestand an Überalterung zu leiden begann, hielt die Farbe Einzug in Mathons Idealstadt.

Sonia de Puineuf