Im Stadtteil Recouvrance der westfranzösischen Küstenstadt Brest liegt das Entwurfsgrundstück Pontaniou. Von hohen Mauern umgeben und vom Militär abgesperrt, war dieser Ort war Jahrzehnte lang unzugänglich und soll nun wiederbelebt und für die Bewohner:innen des Quartiers nutzbar gemacht werden. Das denkmalgeschützte Batîment aux Lions soll geöffnet werden und zu seiner ursprünglichen Nutzung zurückkehren. In den unteren Geschossen gibt es Lager und Vorratsräume für lokale Produkte. Der Wandelgang im Obergeschoss kann flexibler genutzt werden und wird für zeitweise Veranstaltungen wie Ausstellungen, Kunstperformances oder einen Markt freigehalten. Das alte Gefängnis soll umgenutzt werden, aber in seiner Monumentalität erhalten bleiben, denn es ist ein Emblem für die Stadt Brest. Die Innenräume werden von den Zellenstrukturen befreit und bieten Platz für kreatives Schaffen, sodass in “La Ponterie” ein Haus der Künste für Recouvrance entsteht. In den kleinen Gewölben gibt es Ateliers und Werkstätten für Handwerke aller Art, die einzeln sowohl von den Bewohner:innen der Stadtteils, als auch für Menschen von außerhalb zugänglich sein können. In den oberen Geschossen sind vor allem Räume für die Studierenden der lokalen Kunst- und Musikhochschule vorgesehen. Zusätzlich gibt es Gemeinschaftsbereiche und Lagerflächen, sowie einen Ausstellungsbereich im Erdgeschoss. Das angrenzende ehemalige Wächterhaus hat seinen eigenen Zugang von außen und soll zukünftig ein Raum für Jugendliche sein, der auch unabhängig von den anderen Gebäuden und deren Öffnungszeiten funktioniert. Die Außenräume werden durch die Bestandsmauern bestimmt und funktionieren jeweils mit den angrenzenden Gebäuden und deren Nutzungen. In ihrer Öffentlichkeit beziehungsweise Privatheit werden sie durch ihre Zugänge und Größe reguliert, um differenzierte Aufenthaltsbereiche im Außenraum anzubieten. So gibt es platzartige Freiflächen, die zum Treffpunkt oder Marktplatz werden können, aber auch zurückgezogene Gärten für isoliertere Nutzungen und Rückzug. Der Neubau “Le Refuge” steht im Zentrum von La Madeleine und ergänzt so die beiden Bestandsgebäude nicht nur funktional, sondern schafft gleichzeitig die Verbindung der verschiedenen Geländeplateaus. Die Bewegung zwischen den Höhen wird im Zentrum des Gebäudes durch eine Treppe inszeniert und an verschiedenen gemeinschaftlichen Nutzungsbereichen vorbeigeführt, die den Menschen des Viertels Räume für Aktivitäten und Austausch bieten sollen. Im oberen Teil des Neubaus befindet sich ein Gemeindesaal für den Stadtteil Recouvrance der zum einen politisch aber auch kulturell bespielt werden kann und durch seine Lage Sichtbeziehungen zur Innenstadt und zum Quartier Recouvrance herstellt. Durch die Positionierung im Zentrum der Freifläche wird diese, angelehnt die ursprüngliche Bebauung, in zwei Höfe gegliedert. Auf dem oberen Plateau gibt es einen neuen Zugang von der Rue de la Source und ein Eingangshof in Zusammenhang mit dem Kunsthaus entsteht. Dort führt eine skulpturale Freitreppe nach unten, die auch im Außenraum eine Erschließung anbietet und zusätzlich als Ausguck gedacht ist. Formal spielt der Neubau mit Kontrast und Angleichung. Funktional nimmt er bewusst an der Schnittstelle des Grundstücks die Rolle der sozialen und gemeinschaftlichen Zuflucht ein, der aus dem vergessenen Ort ein Zentrum für alle macht. Das Nutzungskonzept für das Pontaniougrundstück verfolgt eine gemeinschaftliche und kommunale Funktion, die sich in das Netz aus öffentlichen Orten der Stadt Brest einordnen soll. Die vorgesehenen Nutzungen sollen Menschen vereinen, Kommunikationspunkte schaffen und eine gemeinsame Identität und Verantwortung vermitteln. Der einst blinde Fleck des Stadtteils Recouvrance wird zugänglich gemacht und soll durch die Bewohner:innen wiederbelebt und weiterentwickelt werden. Das Konzept setzt an Punkten an, die auf Wünschen der Bevölkerung basieren.