Der Entwurfsort im Stadtteil Pontaniou, des französischen Brests liegt in einer Tallage direkt am Marinehafen. In der Mitte des dortigen historischen Ensembles aus Marinegebäuden, einem Gefängnis und der ältesten noch erhaltenen Straße, der Rue Saint Malo, befindet sich die Freifläche „La Madeleine“. Das Marinegebäude „Bâtiment aux Lion“ fungiert als bauliche Grenze zwischen dem zivilen Stadtteil und dem Militärhafen und ist heute ungenutzt, während das verlassene Gefängnis auf einem Plateau über den von Mauern geprägtem Gebiet thront. Für die beiden Gebäude gilt es eine Nutzung zu finden, die ins Zusammenspiel mit einer Intervention auf La Madeleine treten. Ein in der Rue Saint Malo ansässiger Verein hat es sich seit den 90er Jahren zur Aufgabe gemacht, die durch den Krieg zerstörte Straße wieder aufzubauen und zu einem gemeinschaftlichen Ort der Begegnung und Kreativität zu entwickeln. Der Entwurf setzt hier an und entwickelt den Ort als Treffpunkt für die Anwohner*innen Pontanious weiter und bietet den Akteuren vor Ort Räumlichkeiten innerhalb der Bestandsgebäude, sowie in einem neu entstandenen Stadtteilzentrum. Der Neubau positioniert sich am nordwestlichen Ende von La Madeleine und eröffnet mit der Geste in der Nordwestfassade, die den Zugang birgt, eine neue Platzsituation. Ein begrüntes Amphitheater schließt an, das spielerisch einen Teil der komplexen Topografie bewältigt und einen Verknüpfungspunkt zu den erhöhten Straßen im Tal schafft. Mit der Platzierung bleibt die Madeleine Freifläche in ihrer Gesamtheit erhalten und bildet einen weitläufigen Spannungsraum zwischen Stadtteilzentrum und Bâtiment aux Lions, welcher für Festivals oder andere Freiluftveranstaltungen zur öffentlichen Nutzung bespielt werden kann. Hinter dem Eingang weitet sich ein großes Foyer, dass sich zwischen den beiden wesentlichen Gebäudekörpern aufspannt und sich in Richtung La Madeleine öffnet. Der Raum kann als Aneignungsfläche verstanden werden und dient als Raum für spontane Aktivitäten. Die andere Option am Eingang bildet eine einläufige Treppe, welche sich über die volle Länge des Gebäudes erstreckt und den Blick bis zum Plateau des Prison ermöglicht. Die Treppe bietet an verschiedenen Höhen Abzweigungen, die weitere Teile des Gebäudes, wie ein Auditorium, Seminarräume und Büros erschließen. Das ehemalige Gefängnis wird im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss als Erinnerungsstätte umgenutzt, um das ikonische Gebäude für die Anwohnenden erlebbar zu machen, jedoch in seinem Wesen erhalten. Die Gefängniszellen bleiben bestehen und werden durch Ausstellungsflächen ergänzt. Die oberen beiden Stockwerke werden ebenfalls grundlegend erhalten und als Gästehaus umgenutzt, um Gäste und Künstler*innen der Festivals unterzubringen. Die Räumlichkeiten des Bâtiment aux Lions dienen wie in früheren Tagen als Werkstätten und Materiallager für Festivalvorbereitungen oder für kleine architektonische Interventionen innerhalb Recouvrance-Pontaniou. Das Obergeschoss kann als Ausstellungsfläche oder Raum für temporäre Indoor-Märkte genutzt werden. Mit den vorgeschlagenen Interventionen wird ein zuvor militärischer, unerschlossener Ort zu einem neuen Treffpunkt für den Stadtteil Recouvrance und seinen Anwohner*innen und soll seine Identität und seinen Zusammenhalt unter den Akteuren weiter stärken.