Festungsanlagen und klassische Stadtmorphologie

Die klassische Epoche hat den Städtebau in Brest und Dresden stark geprägt. Der klassische Städtebau beruht auf geometrischen Ordnungsprinzipien, die die Oberfläche der Stadt strukturieren, ihre Plätze positionieren und axiale Beziehungen innerhalb der Stadt herstellen. Gleichzeitig wurden die Stadtbefestigungen an die Entwicklung der – ebenfalls nach geometrischen Prinzipien angeordneten – Artilleriebatterien angepasst, die mit einer Staffelung von Bastionen und Kurtinen, Halbmonden und Ravelins sowie Gräben zunehmend komplexer wurden.

5.1 Grundriss mit sich im rechten Winkel kreuzenden Achsen 

5.2 Grundrissschema mit Achsen, die von einem Zentrum aus strahlenförmig verlaufen 

5.3 Regeln für die Komposition eines Platzes im Stadtzentrum 

5.4 Axialität und visuelle Beziehung zum Stadtzentrum 

5.5 Elemente einer Befestigung auf der Grundlage der Befestigung von Saarlouis, Sébastien Le Prestre de Vauban, 1682 

Fachbegriffe einer Befestigung: Glacis 

Graben 

Halbmond / Ravellin

Kurtine

Bastion

Place d’Armes (Waffenplatz)

Tenaille

Eingangstor

Brücke

Brest

Festung

Die ersten Befestigungsanlagen von Brest wurden 1530 zum Schutz der Burg errichtet. Sie wurden später verstärkt und bis 1655 ausgebaut. Unter König Ludwig XIV. wurden Brest und Recouvrance 1681 zusammengelegt und die Stadt sowie ihre Befestigungen nach den Plänen von Sébastien Le Prestre de Vauban, der seit 1678 Generalkommissar für die Befestigungen war, erneut ausgebaut, modernisiert und verstärkt. 

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde erwogen, die Festungsanlagen abzureißen und an ihrer Stelle Wohnviertel mit Infrastruktur sowie öffentliche Einrichtungen am oberen Ende der Rue de Siam zu errichten und so ein neues Zentrum zu schaffen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden diese Pläne größtenteils von dem Architekten des Wiederaufbaus, Jean-Baptiste Mathon, übernommen. Die Befestigungsanlagen wurden damals abgerissen und ihr Material wurde zusammen mit dem Schutt der Stadt verwendet, um die Täler aufzufüllen und das Stadtgebiet zu nivellieren. Bei der Neugestaltung des Place de la Liberté zwischen 1992 und 1996 wurden Überreste der Festungsanlagen ausgegraben und zur Geltung gebracht.

5.6 Befestigungsanlage des Schlosses am Ufer des Penfeld, 1975 

5.7 Pierre Nicolon, Plan von Brest, 1777 

Gestaltung der Stadt 

In seinem klassischen Grundriss ist Brest schachbrettartig angelegt. Straßen sollten jedoch gute Verbindungen innerhalb der Stadt gewährleisten, z. B. zwischen den Toren und dem Hafen; so wurde ein Beinahe-Dreieck gebildet. Entlang der Nebenachsen wurden einige Freiflächen angelegt, wie z. B. das Champ de Bataille (heute Place Wilson), das einer der vielen Übungsplätze der Armee war. Aufgrund der vorhandenen Bebauung und der stark bewegten Topografie mussten die Pläne den Gegebenheiten angepasst werden.

Beim Wiederaufbau konnten die schachbrettartigen Strukturen des Klassikers schließlich durch Tabula rasa und eine allgemeine Nivellierung des Geländes verwirklicht werden.

5.10 Schlachtfeldplatz, ca. 1900 

5.11 Champs de Bataille, Detailansicht des Stadtplans von Brest, Pierre Nicolon, 1777 

5.12 Place Wilson, die Banque de France hinten rechts, 1950er 

Dresden

Festung

Dresden wurde erstmals im 13. Jahrhundert durch eine mittelalterliche Stadtmauer geschützt. Diese wurde 1519 abgerissen und durch eine mit Steinen bedeckte Erdmauer ersetzt, die auch die Erweiterung der Stadt nach Nordosten umfasste. 

1549 ordnete der sächsische Kurfürst Moritz die Zusammenlegung von Dresden und Altendresden (der heutigen Neustadt) und die Befestigung der gesamten Stadt nach italienisch-niederländischem Vorbild an; die geplante Befestigung um Altendresden wurde jedoch erst zwischen 1632 und 1684 realisiert. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts war geplant, die Stadt zu entfestigen; die Entfestigung wurde schließlich um 1810-1830 durchgeführt; heute ist nur noch die Festungsmauer entlang der Elbe erhalten. 

5.8 Plan von Dresden und Neustadt, Sächsisches Meilenblatt Nr. 262, 1785 

5.9 Brühlsche Terrasse, Festungsmauer am Südufer der Elbe, 2004 

Städtische Struktur 

Ein Plan von 1680 zeigt südlich der Elbe die Stadt, die durch meist rechteckige Blöcke strukturiert ist. Nach dem großen Brand von Altendresden im Jahr 1685 wurde auch dieser Teil der Stadt nach barocken Prinzipien wiederaufgebaut und wird seit dieser Zeit als Neustadt bezeichnet. Das Hauptelement bildet ein Dreizack aus Straßen, dessen Ausgangspunkt der Marktplatz in der Nähe der Augustusbrücke ist. Die Bauordnung von 1720, in der die Art der Materialien, die Höhe der Gebäude, die Anzahl der Stockwerke und die Farbe der Fassaden festgelegt wurden, sollte das Stadtbild vereinheitlichen. Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs nutzte man die Verstaatlichung des Grundbesitzes, um eine groß angelegte Entrümmerung durchzuführen und die Stadt unabhängig von den alten Straßenverläufen und deren Bebauung wieder aufzubauen. 

5.13 Blick auf den Großen Platz des Alten Marktes, Gemälde, Canaletto 1752

5.14 Johannes Rascher: Wettbewerb Dresden, Altmarkt, Blick nach Süden, 1952 5.15 Altmarkt und Kreuzkirche, 1963