Entwurfstexte Ausstellung Brest

Im Entwurf wird die französische Stadt Brest als westlicher Teil der Bretagne mit dem zentral gelegenen Stadtteil Recouvrance betrachtet. Der Fluss Penfeld, welcher in der Geschichte Brests seit jeher eine trennende Wirkung hat, ist besonders prägend für das Stadtbild. Das gesamte Flussufer wird hauptsächlich durch militärische Nutzungen eingenommen und ist für die Öffentlichkeit unzugänglich. Aus geographischer Sicht wird Brest somit in das linke (Rive Gauche) und das rechte Flussufer (Rive Droite) geteilt. Der Stadtteil Recouvrance (Rive Droite) ist dabei der historisch bretonische Teil, während Centre-Ville (Rive-gauche) den französischsprachigen Teil umfasst.

Ein weiteres Merkmal der Stadt ist die starke Topographie, welche vor allem im Gebiet des Pontaniou auf sehr kleinem Raum stark spürbar wird. Am Entwurfsort befindet sich ein seit 1990 leerstehendes Gefängnis der Marine, welches von hohen Bruchsteinmauern umgrenzt wird, die das Gebiet vom Rest des Stadtteils abschotten. Auf der Ebene der La Madeleine, einem tiefer gelegenen Hof, befindet sich das Bâtiment aux Lions, welches als Dammgebäude unter der Rue de Pontaniou hindurchläuft. Außerhalb der Mauern, jedoch unmittelbar davor gelegen, liegt die Rue Saint Malo. Als älteste Straße in Recouvrance sollte diese zwischenzeitlich abgerissen werden, konnte jedoch durch den Verein Vivre La Rue gerettet werden und ist heute durch Künstler:innen in Benutzung.

Früher bekannt als Arbeiterviertel, wird Recouvrance heute als sozial schwächeres Viertel verstanden, in welchem es vor allem an einer Nutzungsmischung mangelt. Die gesamte Innenstadt weist wenige qualitätvolle Außenräume auf. Es fehlen urbane Orte, an denen sich soziale Interaktion entfalten kann – Nutzungen und Verbindungen zwischen den Flussufern, die die Stadtteile stärker verbinden. Orte, wie das Hafengebiet mit seinen Bars, Clubs und Restaurants, oder die Rue Saint Malo geben Impulse, bei denen in der weiteren Stadtentwicklung angesetzt werden könnte. Ein Netz aus öffentlichen Orten, welches sich über die Penfeld hinausstreckt und durch übergreifende Nutzungen eine verbindende Wirkung entfaltet, könnte die Stadt zu einem noch lebendigeren Ort machen.