Der Bauch der Stadt – Überdachte Märkte

Der Handel ist einer der wichtigsten Aspekte des gesellschaftlichen Lebens. Märkte und Markthallen haben daher schon immer eine wesentliche Rolle in der Entwicklung einer Stadt gespielt, da sie als Hauptvermittler für den Austausch von Waren dienten. Im Leben der Menschen in Brest und Dresden, im besonderen Kontext dieser Städte, haben sie jedoch eine ganz andere Bedeutung.

Brest

Markthallen Saint-Louis

Die ersten Markthallen, die zwischen 1833 und 1845 errichtet wurden, waren zwei lange, schmale und geschlossene Gebäude mit Stahlskelettkonstruktion und einem Marktplatz dazwischen, direkt nordöstlich der Kirche Saint Louis. Diese Hallen wurden 1896 zu einer größeren, ebenfalls aus einem Stahlskelett bestehenden Halle zusammengefasst, die sie überdeckte, aber auch den Marktplatz. Sie wurde während des Krieges zerstört. Die neuen Markthallen wurden zwischen 1951 und 1953 erbaut und auf die andere Seite der nunmehr nach Lyon benannten Straße verlegt; in ihrem Untergeschoss sowie an ihrem alten Standort wurden Parkplätze eingerichtet. Die neuen Markthallen sind eine hohe, rhythmisierte Stahlbetonskelettkonstruktion mit einem Verbunddach und niedrigen, umlaufenden Markisen, die an die aus der Vorkriegszeit erinnern und einen wettergeschützten Zugang zu den Geschäften im Freien ermöglichen. Heutzutage ist der Straßenmarkt in den Halles Saint-Louis vor allem sonntags sehr belebt.

12.1 Markt in den Hallen Saint-Louis, 1935 

12.2 Halles Saint-Louis, Wiederaufbau, ca. 1896 

12.3 Halles Saint-Louis, Fassade und Vorplatz, 2022 

Die Hallen Saint-Martin

Die Halles Saint-Martin wurden vom Architekten Édouard Boucher de Perthes im gleichnamigen Viertel errichtet, das damals ein schnelles Wachstum versprach. Die 1870 eingeweihten Hallen sind im neoklassizistischen Stil erbaut und verfügen über ein Stahlskelett. Ein damaliger Stadtrat, Joseph Kerros, hatte sich für den Bau eingesetzt, der den Hygienestandards entsprach, mit denen die sich damals ausbreitenden Choleraepidemien abgewehrt werden konnten. Les Halles, die im Krieg nicht beschädigt wurden, wurden 2003 von dem Architekten Jean-Jacques Morvan restauriert und neu gestaltet. Sie sind ein Zentrum des öffentlichen Lebens und auch heute noch sehr beliebt.

12.7 Hallen Saint-Martin und Kirche, um 1870

12.8 Halles Saint-Martin, Innenansicht, 1983.

12.9 Hallen Saint-Martin, 2022 © 

Die Hallen von Recouvrance

Die ersten, 1944 zerstörten Halles de Recouvrance waren ein Steingebäude aus dem Jahr 1891 und befanden sich an der Straße, die zum Westtor der Stadt führte. Die neuen Hallen mit ihrem gestuften Dach wurden zwischen 1949 und 1951 vom Architekten Fernand-Paul Chevallier einen Block weiter nördlich, abseits der Hauptstraße, errichtet. Nach einem Brand im Jahr 1990 wurden sie durch ein Nahversorgungszentrum mit einem Supermarkt, einer Bäckerei und einer Apotheke ersetzt.

12.13 Halles de Recouvrance, Wiederaufbau nach dem Krieg, ca. 1952 

12.14 Halles de Recouvrance, Anfang des 20. Jahrhunderts 

12.15 Halles de Recouvrance, Wiederaufbau nach dem Krieg, das Innere, ca. 1952 

Dresden

Die Markthalle am Antonsplatz

Die Markthalle am Antonsplatz, die 1893 südlich des Postplatzes fertiggestellt wurde, hatte eine Etage mit Galerien. Die Stahlskelettkonstruktion mit einer repräsentativen, gegliederten Sandsteinfassade fügte sich gut in das Stadtbild von Dresden ein. Während des Zweiten Weltkriegs wurde sie stark beschädigt und schließlich abgerissen. Bald siedelten sich an dieser Stelle Wochen- und Flohmärkte und später ein Parkhaus an. Ende der 2010er Jahre wurde das Gelände mit Wohngebäuden und Geschäften neugestaltet. 

12.4 Markthalle am Antonsplatz, um 1900   

12.5 Markthalle am Antonsplatz, innenraum, um 1900

12.6 Antonsplatz, Markt, um 1990/1991 

Die Markthalle in der Neustadt

Die Markthalle in der Neustadt wurde 1899 eröffnet und ist wie die Markthalle am Antonsplatz eine mit Naturstein verkleidete Stahlskelettkonstruktion mit einem Galeriegeschoss. Kurz nach Kriegsende wurden wieder Waren an provisorischen Marktständen verkauft. Im Jahr 1949 wurde die Markthalle von der Konsumgenossenschaft übernommen, die 1967 einen Supermarkt einrichtete. Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten, bei denen unter anderem die Galerie vergrößert und das Untergeschoss als Verkaufsfläche ausgebaut wurde, wurde die Markthalle im Jahr 2000 wiedereröffnet. Heute ist die Markthalle trotz des Vorhandenseins eines Lebensmittelsupermarktes, eines Fitnessstudios und kleinerer Einzelhandelsgeschäfte leider teilweise untergenutzt.

12.10 Markthallen in Dresden-Neustadt, um 1900 

12.11 Markthallen Dresden-Neustadt, das Innere, 2022 

12.12 Hallen in Dresden-Neustadt, 2022 

Großmarkthalle Friedrichstadt

Die Markthalle für Großhandelswaren wurde zwischen 1893 und 1895 im Stadtteil Friedrichstadt, westlich des Stadtzentrums, errichtet. Der Hauptgrund für den Bau war das allgemeine Bestreben der Stadt, die hygienischen Bedingungen für den Verkauf von Lebensmitteln zu verbessern. Die Großmarkthalle war an das Eisenbahnnetz angeschlossen, sodass die Waren mit dem Zug oder der Straßenbahn geliefert werden konnten. Die mit Granit, Sandsteinelementen und Ziegelsteinen verkleidete Halle, die aus einem Mittelschiff und zwei angrenzenden Seitenschiffen bestand, war straßenseitig von Büros gesäumt; an ihrem südlichen Ende befand sich ein Verwaltungsgebäude mit einem Uhrenturm. 

Die Markthalle, die im Krieg schwer beschädigt wurde, wurde vereinfacht wiederaufgebaut und bis 1990 weiter genutzt. Heute beherbergt sie eine Filiale der Sparkasse und einen großen Möbel-Discounter. 

12.16 Markthalle für Großhandelswaren Friedrichstadt, um 1900

12.17 Großmarkthalle Friedrichstadt, 2022